"Lieber Gaulimauli"
Kitzinger Zeitung, 21. März 2006
Ein humorvoller Seitenblick auf Mozart
Cornelia Boese bietet Besuchern Ungewöhnliches & Heiteres aus der Welt des Theaters
Viel interessantes und manch Unbekanntes wusste Cornelia Boese aus Würzburg während des Literarischen Abends des Kulturhistorischen Kreises Dettelbach im Gewölbekeller des Weingutes Glaser-Himmelstoß zu erzählen. Die studierte Souffleuse des Theaters der Domstadt bediente sich dabei aber keineswegs einer normalen Satzbildung.
Sie brachte Ausschnitte aus vier bereits veröffentlichten Gedichtbändchen in wohlgeformte Reimen zu Gehör. Das, was die aufmerksamen, oft recht amüsierten Zuhörer an Anekdoten zum Mozartjahr und darüber hinaus noch weit mehr "serviert" bekamen, entbehrte nicht einer deftigen Würze mit Humor. In Bezug auf Mozart, so versicherte die Dichterin, werde alles wahrheitsgetreu wiedergegeben. Dafür bürge der Mozartforscher Professor Konrad. Er habe alles nachgelesen.
Die Rezitatorin stellte sich nach den einleitenden Worten des Vorsitzenden des Kulturhistorischen Kreises, Karl Persilka, poetisch vor. "Aus Würzburg stammt Cornelia Boese. Die Künstlerin war als Souffleuse dort am Theater engagiert. Hat Sprachen und Musik studiert und' ist Autorin von diversen Geschichtsbändchen in heitren Versen...". "Souffleuse" und "Boese" reimt sich eigentlich recht prächtig; ebenso in Bezug auf Mozarts Aussehen auch "hässlich" und "blässlich". Was aber nicht heißen soll, der Dichter sei unansehlich gewesen. Mit seiner etwas klein geratenen Gestalt könnte man ihn in Bezug auf sein Äußeres eher als unscheinbar bezeichnen.
Dem gegenüber gilt Mozart in der heutigen, vielfach zu beobachtenden Darstellung als ein äußerst hübscher "Kerl", so Cornelia Boese.
Im ersten Teil des Literarischen Abends ging die Autorin zunächst auf Mozart als Wunderkind ein und beschrieb dann dichterisch seine bekannten Reisen in der "Rumpelkiste" (Kutsche). Seine geglückten und misslungenen Liebesgeschichten ließen zum Teil Mitgenießen, nicht selten aber auch mitleiden. Dass die Ehe mit Constanze Weber immer einem "Honey-moon" glich, darf bei Mozarts ebenso wenig angenommen werden wie bei vielen gewöhnlichen Sterblichen.
Zwischendurch erfuhren die Zuhörer, worauf das Thema des Abends "Lieber Gaulimauli" zurückzuführen ist. Mozart, so erzählt Cornelia Boese, habe seinen gesamten Freunden Spitznamen gegeben. So sei bei ihm ein gewisser Freistädter eben ein "Gaulimauli" gewesen. Warum? Vielleicht hat dessen Mund ehereinem Gaulmaul geähnelt.
Nach der Pause fuhr Cornelia Boese zunächst weiter mit ihren Mozart-Anekdoten. Interessant war es sicher für viele Anwesende, in den Gedichten zur "Zauberflöte" zu erfahren, dass der zweite Teil der Oper von keinem Geringeren als von Goethe stammt.
Außerhalb des Mozart-Themas behandelte Cornelia Boese ihren Souffleuse-Beruf sowie die Alpträume verschiedener diesbezüglich Befragter. Auch einen eigenen gab sie zum Besten.
Fehlen durfte bei ihrem Auftritt in Dettelbach wie vielleicht auch bei vielen anderen Lesungen, nicht ihre uralte Spieluhr. Sie erzählte, dass diese bei einem Hausverkauf der Großeltern im Allgäu gerade noch gerettet werden konnte. So unterstreicht das Spiel dieses Gerätes, dessen Lauf wegen einiger Platten-Transportierschwierigkeiten von Hand etwas nachgeholfen werden muss, die Auftritte der Dichterin.
Cornelia Boese ist übrigens Trägerin des Kulturförderpreises, den die Würzburger Oberbürgermeisterin Pia Beckmann ihr 2005 verlieh. Für den amüsanten Abend bedankten sich die Anwesenden mit viel Beifall.