"Kirchen unserer Ortsteile"

16. Juni 2013 - St. Michael in Euerfeld

Programmablauf:

  • Treffpunkt 15 Uhr an der Kirche
  • Orgelspiel Thomas Kram: John Stanley Voluntary G-Dur, Largo Vivace
  • Begrüßung durch die Pfarrgemeinde Euerfeld, Helene Sauter
    und durch den Kulturhistorischen Kreis, Eckhard Wienhold
  • Spiritual "Immer auf Gott vertrauen", Singkreis
  • Unsere Pfarrkirche St. Michael nach der Innenrenovierung 2009, Kirchenpfleger Anton Rößner
  • Orgelspiel Thomas Kram: John Stanley Volountary A-Moll, Andante - Allegro - Adagio - Fugue
  • Das "Euerfelder Michele":  Kreisheimatpfleger Dr. Hans Bauer
  • Gemeinsames Lied "Oh himmlische Frau Königin"
  • Orgelspiel Thomas Kram: Georg Friedrich Händel Orgelkonzert B-Dur, 3. Satz Allegro moderato
  • Ausklang bei Kaffee und Kuchen im Pfarrheim

 


 

Die Euerfelder Kirche St. Michael

Mit einem musikalischen Schlussakkord endete die Neugestaltung der Pfarrkirche St. Michael zu Euerfeld: Weihbischof em. Helmut Bauer segnete am 13. März 2011 die neue Orgel, die sowohl vom Klang als auch vom optischen Erscheinungsbild her das gelungene Gesamtwerk abrundet. Die Innenrenovierung hatte bereits zwei Jahren zuvor, am 29. März 2009, mit der Altarweihe durch Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele ihr Ende gefunden. Entstanden war in eineinhalb Jahren Bauzeit ein absolutes Schmuckstück, wie es Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, der Bau- und Kunstreferent der Diözese Würzburg, den Euerfeldern versprochen hatte. So wurde der Mut der Kirchenverwaltung mit Kirchenpfleger Anton Rössner an der Spitze und der gesamten Pfarrgemeinde belohnt, sich auf die kühnen und anfangs nicht unumstrittenen Umbaupläne aus Würzburg einzulassen.

Geschichte der Pfarrei

Der Ort Euerfeld wird im Jahr 895 erstmals urkundlich erwähnt. Anlässlich einer Schenkung des Bischofs von Würzburg an das Kloster Schwarzach werden "Felder in der Gemarkung Urfeld" genannt. Aufzeichnungen aus Bamberg um das Jahr 1200 sprechen von acht oder neun Höfen. "Die frühe Pfarreizugehörigkeit des Ortes ist bislang ungeklärt", schreibt der Historiker Thomas Wehner im Realschematismus der Diözese Würzburg.  

In der Festschrift "Euerfeld 1100 Jahre - ein Dorf stellt sich vor" ist zu lesen: "Nach Aufzeichnungen von Peter Karl Mack, die sich heute aber nicht mehr belegen lassen, waren im Jahr 1275 60 Morgen (= 12 Hektar) Pfarreiäcker in Euerfeld vorhanden." Erste Quellen weisen auf das Datum 26.10.1363, sicher jedoch vor 1450 besteht laut Realschematismus eine eigenständige Pfarrei Euerfeld. Ab 1482 gibt es eine fast lückenlose Liste mit den Namen der hiesigen Pfarrer. 1553-1567 erfolgt die seelsorgliche Betreuung des Ortes durch den Pfarrer von Schernau.

Auch die Reformationszeit hinterließ in der Pfarreigeschichte ihre Spuren. Im Jahr 1576 werden laut Realschematismus alle Bewohner Euerfelds als lutherisch bezeichnet ("…sind alle der widerwertigen religion"). Für die Rekatholisierung zeichnete Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn verantwortlich. Später erfolgt die seelsorgliche Betreuung durch den Pfarrer von Dettelbach (1628 bis 1651). Das Patronatsrecht oblag ursprünglich dem Kollegiatstift Neumünster in Würzburg; 1495 übernimmt dies das Würzburger Domkapitel. Im Jahr 1672 wurde das Recht dann an den Bischof von Würzburg abgetreten, ab 1803 an den König von Bayern; seit 1925 libera collatio ordinarii.

Bis zur Säkularisation 1802 kam jährlich am 22. Februar (Petra Kathetra) der Probstschreiber aus Würzburg zur Jahresabrechnung nach Euerfeld. Diese Abrechnungen sind größtenteils noch vorhanden und liegen im Rathaus von Dettelbach.  

Geschichte des Kirchenbaus

Die Pfarrkirche von Euerfeld ist dem Heiligen Erzengel Michael, lateinisch s. Michael archangelus, (Patrozinium am 29. September) geweiht. Frühe Quellen lassen vermuten, dass die erste Kirche im Ortszentrum gestanden hat. Es soll sich um das Areal des heutigen Gartens Teske und der Straßenkreuzung nach Bibergau handeln. Nach Aufzeichnungen des früheren Kirchenpflegers Peter Mack wird eine Kirche erstmals 1453 erwähnt. Der Neubau des Gotteshauses am jetzigen Standort erfolgte 1627 nach einem Großbrand, der das Dorf bis auf drei Häuser vernichtete. Das Feuer war in der ehemaligen Dorfschmiede, jetzt Kaiserstraße 8 ausgebrochen. Am neuen Standort, rund 200 Meter vom damaligen Ortsrand entfernt, soll es früher eine Michaelskapelle gegeben haben.

Am 29. September 1629 wurde die Kirche vom damaligen Weihbischof Dr. Jodokus Wagenhauer eingeweiht. Jedoch schon einige Jahrzehnte später, am 5. April 1685, wurde die Kirche zerstört. Bei einem Großbrand, dem fast sämtliche Gebäude des Dorfes zum Opfer fielen, wurde auch Kirche und Pfarrhaus ein Raub der Flammen. Doch die Euerfelder ließen sich davon nicht entmutigen. Sie errichteten an gleicher Stelle eine neues Gotteshaus, diesmal nach den Plänen des Baumeisters Johann Höfling (1685 - 1688). Der erste Gottesdienst wurde nach der Pfarrchronik von Pfarrer Michael Rauch im Jahre 1697 gefeiert. Der dreigeschossige Turm mit achtseitigem Spitzdach wurde 1701 erbaut. Die Kosten übernahm der damalige Lehnsherr Stift Haug. 1703 bezog Pfarrer Christian Obermeder das neue Pfarrhaus.

Erst wieder im Jahr 1808 gab es größere Bautätigkeiten an der Kirche. Bis zum Jahr 1810 wurden eine neue Doppelempore und ein neuer Vorbau errichtet. Bauherr war Dekan Michael Rauch, der in Euerfeld 47 Jahre wirkte (1797 - 1844) und großen Einfluss auf das kirchliche Leben auch im Dekanat ausübte. Er verfasste auch eine umfangreiche Ortschronik. 1852 wurde eine neue Sakristei nördlich vom Chorraum gebaut.  

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Bevölkerung in Euerfeld auf über 500 Menschen angewachsen. Deshalb war die alte Kirche zu klein geworden. "Die Kirche war sonntäglich überfüllt und vor allem die jungen Männer standen im Läuthaus und außerhalb der Kirche. 78 Schulkinder zankten sich um die vorhandenen 30 bis 35 Plätze. Es waren untragbare Zustände. Die Platznot störte die Ehrfurcht und die Andacht der Gottesdienstbesucher. Eine Erweiterung der Kirche war dringend notwendig", so hat es der damaligen Pfarrer niedergeschrieben.  

In den Jahren 1892/93 machte man sich ans Werk. Während der Bauzeit wurde der Rathaussaal zum Gottesdienstraum umfunktioniert. Zunächst wurde der Chor abgetragen. Nach Plänen des Bauamtmanns Friedrich Friedreich (Würzburg) wurde die Kirche nach Osten um einen Chor und ein Querschiff erweitert. Die Bauarbeiten unter Baumeister Georg Fehn (Bibergau) gingen zügig voran, standen ihm doch viele ehrenamtliche Helfer zur Seite. Die neuromanische Ausstattung gestaltete im wesentlichen Franz Wilhelm Driesler aus Lohr am Main im Jahr 1893. Am 30. Juli 1893 war ein großer Festtag für Euerfeld: Bischof Franz Joseph von Stein konsekrierte die neue Kirche. Die Kosten für die Feier, so notierte Peter Mack, "betrugen 100 Mark, die je zur Hälfte von der politischen und kirchlichen Gemeinde bezahlt wurden".  

Noch heute sind im Gotteshaus viele Ausstattungsgegenstände zu sehen, die in dieser Zeit die Kirche bereits schmückten. Ein Teil davon wie die großformatigen Ölbilder könnten aus der Neumann-Basilika in Münsterschwarzach stammen, die 1803 der Säkularisation zum Opfer fiel. Rechts hängt heute eine Kreuzigungsszene, links Mariä Heimsuchung. Die Votivtafel mit dem toten Knaben Michael Estenfelder zeigt das berühmte "Euerfelder Michele" vor der Pfarrkirche auf freiem Feld. Die Darstellung, die heute neben dem rechten Seitenausgang hängt, wird auf Mitte des 18. Jahrhunderts datiert. Erwähnenswert ist auch der Taufstein aus Stein mit (inzwischen vergoldetem) Deckel, der nach Angaben des Realschematismus zu Beginn des 19. Jahrhunderts geschaffen wurde.

Drei Darstellungen der Muttergottes sind zu sehen: Die ursprünglich neben dem Hochaltar aufgestellte überlebensgroße Madonna von Matthäus Schiestl d.Ä. (Ende 19. Jahrhundert - sie steht heute im früheren Eingangsbereich) und die Darstellung der schmerzhaften Maria aus dem 18. Jahrhundert, die ihren Platz inzwischen über der Tür zur Paramentenkammer gefunden hat. Zentral steht heute die Madonna mit Strahlenkranz, die neben dem Altar auf einer Stele thront. Die Besonderheit dieser Figur: Sie ist von hinten mit einem Sonnengesicht verziert, was darauf schließen lässt, dass sie früher ebenfalls frei im Raum aufgestellt war.  

Die neuromanische Ausstattung von 1892/93

Im Jahr 1960 wurde unter Pfarrer Eberhard Pfirmann die Kirche innen renoviert, ein Jahr später folgte die Außenrenovierung. Dabei wurde die neuromanische Ausstattung komplett ausgeräumt und die Kirche unter der Leitung von Michael Niedermeier (Würzburg) nach damaligem Zeitverständnis neu gestaltet. Erst in späteren Jahren wurde dieser "Kahlschlag" von vielen bedauert. Neu im Gotteshaus aufgestellt wurden 1962 ein Ambo aus Marmor von Michael Altenhöfer (Würzburg), der mittlerweile wieder aus dem Gotteshaus verschwunden ist. Das gleiche Schicksal ereilte die 14 Kreuzwegstationen aus Lindenholz, die 1961 Alfred Oskar Zwink aus Oberammergau geschnitzt hat. Viele Euerfelder haben eine Station gestiftet, deren Namen auf der Rückseite vermerkt sind. Der Tabernakel von Josef Amberg (Würzburg) fand 2009 nach einer grundlegenden Überarbeitung seinen Platz wieder auf dem Hochaltar.

Quellen:

  • Realschematismus der Diözese Würzburg, Dekanat Kitzingen, bearb. von Thomas Wehner, Würzburg 1997
  • "Euerfeld 1100 Jahre - ein Dorf stellt sich vor", Jubiläums-Festschrift, herausgegeben von Josef Mack, Dettelbach 1995
  • "Wir alle sind Kirche - Pfarrfest in Euerfeld", Broschüre herausgegeben von Peter Mack, Euerfeld 1992
  • Aufzeichnungen und Abschriften aus der Pfarrchronik, persönliches Archiv Peter Mack
  • Aus einer unterfränkischen Pfarrchronik, Broschüre von Dr. Franz Bendel, Würzburg 1934

 Text: Walter Sauter

 


 

Pforte des Himmels und Haus Gottes“

Die Renovierung der Pfarrkirche St. Michael zu Euerfeld

Sonntag, 29. März 2009: In der bewegten Geschichte der Pfarrei Euerfeld St. Michael markiert dieser Tag einen ganz besonderen Höhepunkt, ja ein Jahrhundert-Ereignis. Denn an diesem Tag wurde das komplett umgestaltete Gotteshaus mit der Weihe des neuen Altars durch Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele nach eineinhalbjähriger Bauzeit seiner erneuerten Bestimmung übergeben.

Motor der Neugestaltung war Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, Bau- und Kunstreferent der Diözese Würzburg. Er hatte einen kühnen Plan entwickelt und fand in Kirchenpfleger Anton Rössner schnell einen Verbündeten. Seine Vorstellung: das Gotteshaus sollte ein neues liturgisches Konzept erhalten, das sich allein schon durch die Kreuzform des Kirchenraums anbot. Der Altar als Herzstück der Kirche sollte in die Mitte der Gemeinde nach vorn verschoben, die Bänke in den beiden Seitenschiffen um 90 Grad zum Altar hin gedreht werden. Der Kitzinger Dekan Herbert Baumann, seinerzeit Administrator der Pfarrei, drückte es so aus: „Christus ist dann mitten unter seinem Volk“.

Und noch ein Gedanke trieb Lenssen um, der die Renovierung in den 60er Jahren vor Augen hatte: „Ich möchte diesem Gebäude seinen geschichtlichen Bezug zurück geben.“ So sollte beispielsweise auf dem neu gestalteten Hochaltar die Figur des Kirchenpatrons St. Michael wieder ins Zentrum rücken. Auch die seinerzeit zugemauerten Rundfenster sollten wieder freigelegt werden.

Selbst wenn zu Beginn nicht alle Euerfelder begeistert waren, so ließen sie sich doch überzeugen. Im September 2007 wurde von P. Johannes Messerer, inzwischen für die Pfarrei zuständig, der letzte Gottesdienst in St. Michael gefeiert. Während die Gemeinde ins Feuerwehrhaus ausquartiert wurde, rückten ehrenamtliche Helfer an und begannen, die Inneneinrichtung der Kirche zu entfernen: Bänke, Boden, Heiligenfiguren, Altäre. Bald glich das Gebäude mehr einer Baustelle als einem Gotteshaus. Dabei war zu spüren, dass den Euerfeldern ihre Kirche ein Herzensanliegen ist. Unzählige freiwillige Arbeitsstunden wurden geleistet, allen voran von Kirchenpfleger Anton Rössner und der Kirchenverwaltung. Aber auch viele andere packten unermüdlich mit an, bis dann endlich die Putzteams den Gottesdienstraum für die Altarweihe herrichten konnten.

Und wer selbst nicht mit Hand anlegen konnte, der beteiligte sich mit Spenden an dem Projekt. Viele Einheimische, aber auch etliche ehemalige Euerfelder griffen für die Renovierung tief in die Tasche. Bis November 2009 waren so insgesamt 74 000 Euro an Spenden zusammen gekommen. Die Gesamtausgaben für das Projekt einschließlich der nötigen Außensanierung des Turms beliefen sich auf rund 812 000 Euro. Die für die Außenrenovierung des Turmes anfallenden Kosten in Höhe von rund 26 000 Euro übernahm die Stadt Dettelbach, die sich mit dem Zuschuss für die später folgende Orgel insgesamt mit rund 135 000 Euro an dem Vorhaben beteiligte. An den 786 000 Euro, die zur Finanzierung durch die Gemeinde blieben, übernahm die Diözese Würzburg den Löwenanteil in Höhe von 334 000 Euro.

„Die Renovierung ist ein Gemeinschaftswerk“, sagte Rössner 2009 nicht ohne Stolz. Pfarrer P. Johannes Messerer, Kirchenverwaltung, Pfarrgemeinderat und viele Gläubige haben nach seinen Worten mit großem Engagement und Arbeitseinsatz mitgeholfen, dass die Kirche in neuem Glanz erstrahlt. Aber auch die beteiligten Firmen arbeiteten gut Hand in Hand, so dass am Ende alle rundum zufrieden waren.

Nach eineinhalb Jahren Bauzeit präsentiert sich die Kirche hell, einladend und freundlich. Es dominieren warme Töne, Buntsandstein und Gold. Theologisch wie künstlerisch war das von Lenssen entwickelte Konzept baulich überzeugend ausgeführt. Der Bezug zur Baugeschichte wurde nicht nur durch die Öffnung der zugemauerten Rosetten und die Platzierung des Heiligen Michael auf dem Hochaltar hergestellt, sondern auch durch die Verwendung der früheren Farben Blau, Beige und Rot für Wand, Sockel und Friese.

Der neue, von Domkapitular Lenssen selbst entworfene Hauptaltar aus rotem Buntsandstein nimmt die Kreuzsymbolik des Raums gleich mehrfach auf, etwa in seiner Zahlmystik oder in der von einem Kreuz umschlossenen Würfelform. Die renovierten, in warmem Braunton gehaltenen Bänke der beiden Seitenschiffe wurden um 90 Grad zum Opfertisch hin gedreht, der große vergoldete Radleuchter über dem Hauptaltar betont zusätzlich dessen zentrale Funktion.

Die Mittelachse läuft vom Hauptaltar über den neuen Ambo auf den von Gold umglänzten Hochaltar zu. Den restaurierten Tabernakel flankieren zwei Engelleuchter aus der Werkstatt von Schiestl. Sie wurden ebenso wie das Ewige Licht über dem Hochaltar aus dem Fundus der Diözese Würzburg als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.

Im Chorraum wurden die beiden hohen Fenster ersetzt. Bei den nun dargestellten Heiligen handelt es sich um Maria Magdalena und den eher selten zu findenden Heiligen Longinus. Die farbenfrohen Glasbilder aus Paderborn wurden mit blauen Flächen nach oben und unten verlängert, um einen abgerundeten Gesamteindruck zu vermitteln.

Die beiden Seitenaltäre sind mit einem Vorbau angedeutet und bieten Platz für zwei große Bilder: Rechts hängt eine Kreuzigungsszene, links Mariä Heimsuchung. Ebenfalls wieder im Gotteshaus findet sich der alte, wunderschön restaurierte Kreuzweg, der zuvor Jahrzehnte im Turm vor sich hingedämmert hatte. Zentral im Chorbogen hängt nun das restaurierte Kreuz frei im Raum, das früher über dem Hochaltar seinen Platz hatte.

Neben der Neugestaltung des Kircheninnenraums galt es das von Feuchtigkeit in Mitleidenschaft gezogene Mauerwerk zu schützen. Deshalb wurden zwei Heizschlangen im Sockel und auf 50 Zentimeter Höhe verlegt, die eine Durchfeuchtung der Wände verhindern sollen. Diese Heizung, die zusätzlich zur bereits vorhandenen Bankheizung installiert wurde, wird mit einer ökologisch sinnvollen Luft-Wasser-Wärmepumpe betrieben.

„Hier ist wahrhaftig die Pforte des Himmels und das Haus Gottes“, rief Bischof Scheele bei der Altarweihe den Gläubigen im überfüllten Gotteshaus zu. Gott wolle die Mitte unseres Lebens und der Gemeinde sein. Der Altar sei das Zeichen des Dankes und der Verbundenheit mit Gott. Höhepunkt des festlichen Gottesdienstes war die Weihe des neuen Altars. Zunächst wurden die Reliquien der Heiligen Burkhard, Felix und Viktoria im Altar beigesetzt. Nach der Besprengung des Altars mit Weihwasser und der Salbung mit Chrisamöl wurden auf dem Altar fünf Weihrauchfeuer entzündet und vom Bischof das Weihegebet gesprochen. Danach wurden die Feuer gelöscht, der Altar gereinigt und für die erste Eucharistiefeier mit einem weißen Altartuch gedeckt.

Ein Gotteshaus wie die Euerfelder Pfarrkirche habe er schon lange nicht mehr erleben können, sagte Dettelbachs Bürgermeister Reinhold Kuhn anerkennend in seinem Grußwort im Sportheim. Architekt Dag Schröder (Schweinfurt) sprach von einer „wohltuenden, reduzierten Ordnung“ in dem neu gestalteten Gotteshaus. Bei der jetzt durchgeführten Innenrenovierung handle es sich um die „grundlegendste Änderung des Gotteshauses seit 126 Jahren“.

Den Wermutstropfen, den es bei der Wiedereröffnung der Pfarrkirche zu schlucken galt, war die fehlende Orgel. Die Mechanik des alten Instruments war durch Temperaturschwankungen so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass sich eine Reparatur nicht mehr lohnte. Doch die Suche der Gemeinde hatte Erfolg. Am Sonntag, 13. März 2011, konnte Weihbischof em. Helmut Bauer die neue Orgel weihen. Beim Festgottesdienst spielte Regionalkantor Christian Stegmann das Instrument. Die Orgel wurde 1955 für die evangelische Schlosskirche im schwäbischen Tettnang gebaut. Sie verfügt heute über zehn Register und 676 Pfeifen. Der Prospekt wurde farblich und von der Form her an den Hochaltar angeglichen und so passt sich das Instrument gut in das Gesamtensemble ein.

Den definitiven Schlusspunkt der Innenrenovierung setzte am 13. Mai 2011 Pfarrer P. Johannes Messerer. Er segnete beim Abendgottesdienst zwei Kerzenleuchter, die nun links und rechts an der Madonna mit Strahlenkranz im Chorraum stehen. Die beiden schweren Messingleuchter waren die letzten noch fehlenden Ausstattungsgegenstände.

 

Walter Sauter