Kirchenpfleger Benjamin Schimmer und der Dettelbacher Archivar und Heimatpfleger Dr. Hans Bauer werden dem Kulturhistorischen Kreis KhK und allen interessierten Besuchern die Geheimnisse des Neusetzer Gotteshauses offenlegen.
Anschließend gemütliches Beisammensein bei einer Brotzeit im ehemaligen Schulhaus.
Die Kirche von Neusetz ist klein, fast unscheinbar. Sie steht links der Straße am Ortsausgang nach Prosselsheim. Ein bescheidenes Langhaus mit einem Satteldach, ein dreigeschossiger Turm mit spitzer Haube – wer könnte vermuten, dass dieses Gotteshaus Geheimnisse birgt und kunsthistorische Besonderheiten ?
Ein neuer Altartisch (Mensa), ein neues Lesepult (Ambo) und ein neuer Taufstein tragen die klare Handschrift des Kunstreferenten der Diözese Würzburg Dr. Jürgen Lenssen. Außerdem bekommt die Kirche eine neue Orgel, die gebraucht gekauft werden kann.
Das Vortragskreuz wird in München an der Techn. Universität nach allen Regeln der wissenschaftlichen Kunst analysiert. Es soll älter sein als die bisher angenommene Riemenschneiderzeit und aus dem frühen 14. Jh. stammen.
Es wird eine wertvolle spätgotische Monstranz (um 1500) entdeckt, die durch einen befristeten Leihgabevertrag dem Museum "Kunst und Geist der Gotik" in Gerolzhofen auf Zeit überlassen wird.
Der Hochaltar stammt aus der ehemaligen Simultankirche Neuses am Berg,
Datierung: Ende 17./Anfang 18. Jh.
Das Altarblatt zeigt die Muttergottes mit 3 Engeln und stammt wohl aus der Zeit um 1900. Im Aufsatz die Heilige Dreifaltigkeit flankiert von Anbetungsengeln.
Assistenzfiguren: der Heilige Nikolaus (links) und der Heilige Sebastian (rechts).
Das vergoldete Tabernakelgehäuse ist neu (1972).
Die beiden Seitenaltäre werden auf die gleiche Entstehungszeit wie der Hochaltar datiert. Sie ähneln ihm auch im Stil, wurden aber nicht gemeinsam mit ihm geschaffen.
Das Altarbild links zeigt "Jesus am Ölberg" - das rechte die "Heilige Margarete".
Die Bilderreihe des Neusetzer Kreuzweges hat Kaspar Schleibner (1863- 1931) geschaffen, ein damals bekannter und geschätzter Münchener Kunstmaler. Man ordnet ihn in den Spätstil der "Nazarener" ein.
Es sind keine Originale, die hier hängen, sondern sog. "Ölfarbendrucke" und 1915 entstanden. Leider ist nicht bekannt, wo sich die Originale befinden.
Die Wallfahrtsstange stammt von 1866 und ist doppelseitig:
- die eine Seite zeigt das Dettelbacher Gnadenbild, die Pietà. Einer langen Tradition zufolge, die wohl bis in die Anfänge der Dettelbachwallfahrt 1505 zurückreicht, wallen die Neusetzer am Dienstag der sog. "Bittwoche" (Woche vor Christi Himmelfahrt) zu Fuß nach Dettelbach und zurück.
- die andere Seite der Wallfahrtsstange erinnert an das "Iphöfer Blutwunder". Die Wallfahrt zum "Heiligen Blut" nach Iphofen - die dortige Wallfahrt geht auf eine Hostienschändung zurück (um 1300), nach der dank einer blutenden Hostie Wunder geschahen - wird in Neusetz seit Menschengedenken am Sonntag nach Fronleichnam durchgeführt.
Text: Gerlinde Schadel, unter Verwendung von Auszügen aus dem Heft von Herrn Dr. Hans Bauer (2013)
"Neusetz - Daten aus der Geschichte der katholischen Filialkirche "Mariä Himmelfahrt, hl. Kilian, Kolonat und Totnan"